Katharina, wir haben Fragen!

Katharina Kramer und ihre Kollegen des Platzl Hotels stehen in bayrischer Tracht vor einem Bierfass.

Das PLATZL HOTEL hat seit einem dreiviertel Jahr eine neue Operations Managerin: Katharina Kramer absolvierte ihre Ausbildung im Hotel Berlin, Berlin und hängte gleich danach ein F&B Management Training dran. Danach zog es sie nach Abu Dhabi, wo sie im Park Rotana erst als Learning & Development Managerin und später als Front Desk Managerin tätig war. Bei Ihrer nächsten Station im Hyatt Dubai Creek Heights leitete sie als Assistant Front Office Managerin ein Team von 38 Personen. Zuletzt war sie als Rooms Division Managerin im RADISSON Blu Zürich. Natürlich haben wir bei diesem eindrucksvollen Lebenslauf noch einige Fragen.

 

Liebe Katharina, mit Blick auf deinen Lebenslauf könnte man sagen, Du hast die Vorzüge einer Hotel-Ausbildung ausgenutzt und bist in der Welt herumgekommen, oder?

Das ist richtig (lacht), wobei ich sagen muss, dass mich fremde Kulturen und das Reisen schon immer fasziniert haben, also bereits vor der Ausbildung. Mein Motto lautete schon damals: „Alles ausprobieren und so viel wie möglich kennenlernen“. Das könnte auch daran liegen, dass ich im eher ländlich geprägten Allgäu aufgewachsen bin. So packte ich direkt nach meinem Abitur meine Sachen und war in den USA und Spanien unterwegs. Das hat mir so gefallen, dass ich mich gegen ein Studium und für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau entschieden habe. Ich wollte auch unbedingt in eine größere deutsche Stadt und in ein renommiertes Hotel. So kam ich damals ins Hotel Berlin, was mir als Sprungbrett für meine Karriere in den Emiraten und zuletzt Zürich diente.

 

Und jetzt München… Was bringt Dich in die bayerische Landeshauptstadt? Das Heimweh, die Stadt, die Leute, der Job?

Alles zusammen könnte man sagen. So schön das Reisen und Arbeiten im Ausland auch ist, ich habe doch immer auch meine Heimat vermisst. Man ist einfach ein bisschen auf sich allein gestellt, man hat Familie und Freunde nicht bei sich und man muss auch lernen, wie man mit ihnen in Kontakt bleiben kann. München bringt mich ein Stück weit zurück zu meinen Wurzeln. Ich komme aus einer Brauereifamilie vom Dorf, bin also der bayrischen Kultur und ihren Traditionen im Herzen verbunden. So richtig klar wurde mir das aber ehrlich gesagt erst die letzten Jahre. Durch das Kennenlernen fremder Kulturen und deren Heimatverbundenheit versteht man vermutlich auch seine eigene Kultur besser und kann sie besser wertschätzen.

Außerdem hat es mich gereizt, endlich wieder in einem familiengeführten Unternehmen zu arbeiten, nachdem ich mein Berufsleben lang in großen Ketten tätig war.

 

Wie bist Du zunächst nach Abu Dhabi gekommen und wie leicht ist Dir der Einstieg gefallen? Man stellt sich die Kultur der Arabischen Emirate schon sehr anders vor als die unsere.

Ich kam etwas blauäugig in die Emirate und hatte keine Vorstellung davon, was mich dort tatsächlich erwarten würde. Hatte mich damals einfach dort beworben, weil ich wo arbeiten wollte, wo sonst nicht so viele hingehen (zumindest zu der damaligen Zeit).

Zum Glück war meine erste Position dort im Training Bereich, bei der ich KollegInnen beim Einlernen unterstützte. Dadurch arbeitete ich sehr eng mit den Menschen zusammen. Dieser enge Kontakt half mir ungemein dabei, mich zu akklimatisieren, insbesondere was die Do‘s und Dont’s angeht.

 

Was waren die größten Herausforderungen in Deiner Zeit dort?

Ich war meistens die Jüngste im Team und oftmals auch die einzige Frau. Trotzdem musste ich als Teamleiterin souverän und bestimmt auftreten. Dazu kamen die Sprachbarrieren, weil ich nur Deutsch, Englisch sprach, die meisten meiner Teammitglieder Arabisch, Hindi oder Spanisch, Französich.  Und das Heimweh habe ich ja bereits erwähnt – das schmerzte mal mehr und mal weniger.

 

Wie bist Du mit den Herausforderungen umgegangen?

Ich habe dort gelernt, erst einmal zu beobachten und Geschehnisse oder Interaktionen auf mich wirken zu lassen. Das hat mir dabei geholfen, die anderen besser zu verstehen. Es war ein Weg des Lernens, auf dem ich mir viele Gedanken und sicher nicht alles richtig gemacht habe. Eines ist mir aber klar geworden: Es ist egal, in welcher Kultur man sich bewegt, jedes Team vereint unterschiedliche Charaktere, auf die man sich einstellen, die man respektieren und individuell behandeln muss.

 

Was hat gegen das Heimweh geholfen?

Es war stets ein schönes Gefühl, falls ich irgendwo gewisse Heimatpunkte entdeckte – wenn es zum Beispiel Brezn im Supermarkt gab oder bayerisches Bier ausgeschenkt wurde.

Was mir auch viel gegeben und mich über die schwersten Phasen des Heimwehs hinweggetröstet hat, waren die vielen Freundschaften, die sich dort entwickelt haben. Wir waren eine internationale Gruppe und das schweißt ungemein zusammen – fast wie eine Ersatzfamilie, nur dass die Mitglieder aus aller Welt kommen. Darüber hinaus haben wir so viel voneinander gelernt, haben uns gegenseitig ländertypisch bekocht und die Feiertage der verschiedenen Nationen gefeiert.

 

Kannst Du dich an ein besonders prägendes Ereignis erinnern? Was hast du daraus gelernt?

Meine erste große VIP-Anreise im Jumeirah in Abu Dhabi war ein spektakuläres Ereignis, vor allem, weil ich sowas zuvor noch nie erlebt hatte. Es wurde eine richtige Zeremonie mit allem Drum und Dran abgehalten, und obwohl mein Chef mich so gut wie möglich vorbereitete, war es trotzdem ein Aha- Moment. Zum ersten Mal wurde mir da klar: „Ich bin jetzt hier, und das ist wichtig!“

Was mich sehr berührt und mitgenommen hat, war die familiäre Situation einiger Kollegen und wie sie diese verarbeiteten. Die meisten hatten nur vier Wochen Urlaub im Jahr, in der sie ihre Familien sehen konnten und nach Hause gefahren sind. Trotzdem waren sie positiv gestimmt und sehr respektvoll. Die innere Stärke dieser Menschen hat mich zutiefst berührt und meinen größten Respekt abverlangt.

 

Gab’s auch irgendwelche kuriosen oder lustigen Situationen mit Mitarbeitern oder Gästen?

Es gab sehr viele (lacht). Einmal prügelten sich an Silvester zwei Herren und im Eifer des Gefechts lösten sie die Sprinkleranlage aus, was zur Überschwemmung des gesamten Stockwerks führte. Als man mir mitteilte, die Etage stehe unter Wasser und einige Gäste seien bereits ausgerutscht, wusste ich nicht, ob ich weinen oder lachen sollte. Natürlich war das Hotel komplett ausgebucht…

Ein anderes Mal streikten unsere externen Mitarbeiter fürs Valet Parking. Ich bekam einige erschrockenen Blicke von Gästen, als sie sahen, dass ich nun als Frau ihren Ferrari parken würde… Heute kann ich drüber lachen, damals fand ich es weniger lustig.

 

Du bist also einiges gewohnt! Im PLATZL erwarten wir zwar keine streikenden Valet-Parker und mit Deutsch und Englisch kommst du meist sehr weit, dennoch ist die Position der Operations Managerin eine mit vielen Herausforderungen. Du musst nicht nur verschiedene Persönlichkeiten, sondern auch unterschiedliche Bereiche jonglieren. Was ist die größere Herausforderung?

Ich finde, die größere Herausforderung ist immer der Zugang zu den Leuten. Man muss die Mitarbeiter und Kollegen erst einmal verstehen und eine Vertrauensbasis aufbauen. Es ist unerlässlich die Charaktere einzeln zu verstehen und Verständnis für ihre jeweilige Situation aufzubringen. Darauf gilt es aufzubauen, die Menschen zusammenzubringen und ein Team zu schaffen – das ist mein Anspruch und auch immer eine gewisse Herausforderung.

Und nach wie vor ist es ein wenig ungewohnt, wieder in Deutschland zu sein und mit unserer Kultur zusammenzuarbeiten (lacht).

 

Wir haben noch gar nicht darüber gesprochen, was du eigentlich konkret machst. Kurz und knapp, wie sehen deine Hauptaufgaben als Operations Managerin aus?

Ich bin dafür verantwortlich, dass der gesamte operative Ablauf des Hotels reibungslos abläuft. Unsere Gäste sollen eine perfekte „Guest Journey“ erleben. Das beginnt beim Check-In, geht weiter mit den Zimmern, dem Frühstück, weiteren kulinarische Untermalungen, dem Service an der Rezeption und hört erst auf, wenn der Gast zufrieden ausgecheckt hat. Ich bin sozusagen das Bindeglied zwischen den verschiedenen Abteilungen, denen der Gast bei seinem Aufenthalt begegnet. Diesen gesamten Prozess überblicke und optimiere ich, bin dabei für die Mitarbeiter da und muss obendrein gewährleisten, dass wir wirtschaftlich und effizient arbeiten.

 

Langweilig wird es sicher nicht! Wie bewahrst du in all dem Trubel den Überblick und die nötige Ruhe?

Die Ruhe kommt über die Jahre und mit der Erfahrung. Letztlich gibt es für jedes Problem eine Lösung. Manchmal muss man kreativ sein und Mitarbeitern den Raum geben, selbst kreative Lösungen zu finden. Auch das bereits sehr gut eingespielte und verlässliches Team, das ich hier übernehmen darf, gibt mir viel Ruhe.

Ich achte auch auf eine gesunde Balance zwischen Job und Privatem, habe mir jenseits der Arbeit einen Ruheort geschaffen, wo ich gut abschalten kann. Dort bin ich, konträr zu meinem Beruf, ein sehr ruhiger Mensch.

 

Was gefällt dir an deiner Position und am PLATZL HOTEL  am meisten? 

Ganz besonders der Ort selbst, das Hotel sowie die Lage sind einfach besonders und bringen so viel Tradition mit. Es macht mir jeden Tag Freunde hier her zu kommen. Es herrscht eine Menge Dynamik und etwas, das mich bereits bei meinen ersten Gesprächen vor Ort begeistert hat, ist die Herzlichkeit, die hier von allen Mitarbeitern gelebt wird.

Hier machen es einfach die Leute aus. Bereits morgens, wenn ich meinen ersten Rundgang mache, freue ich mich, wenn die Mitarbeiter gut gelaunt sind und man merkt, dass die Gäste diese Einstellung auch zurückgeben. Es erfüllt mich schon jetzt, nach nicht einmal einem Jahr mit Stolz, Teil dieser Kultur zu sein.

Überhaupt geht es in unserem Job immer um die Leute, egal ob Mitarbeiter oder Gäste, genau das ist das Schöne. Es ist ein sehr vielseitiger Ort mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten.

 

Die Freiluftsaison beginnt bald – habt ihr Erwartungen an den Sommer oder besondere Aktionen für die Sommersaison geplant?

Da wir mit unseren unterschiedlichsten Restaurants und Bars sehr vielseitig aufgestellt sind, dürfte auch der Sommer ein abwechslungsreicher werden. Hier haben wir schöne neue Aktionen geplant, aber auch zum Beispiel unser altbewährtes DJ-Event im Platzl Karree wird uns weiter begleiten. Ich freue mich einfach darauf unsere Terrassen gefüllt zu sehen, sei es mit Münchnern oder Touristen aus aller Welt.