Reine Kopfsache: Münchens Hut-Helden

Gabriel Schütt und Patrick Köppchen stehen nebeneinander und präsentieren einen ihrer Hüte.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Platzl Hotel lassen zwei junge Kreative eine alte Handwerkstradition wiederaufleben: die Hutmacherei.

So individuell wie ihre beiden Geschichten sind auch ihre Kreationen. Wir wollen mehr erfahren und besuchen Gabriel Schütt und Patrick Köppchen in ihrem Hut-Laden „Fatzke“ in den Platzlgassen, neugierig begrüßt von Gabriels junger Dackelhündin Heidi. 

 

Hüte waren bis in die 1950er Jahre vor allem für den Mann ein Muss – ist die traditionelle Kopfbedeckung heute wieder zurück in der Gesellschaft?

Gabriel: Ja total, Hüte sind heute wieder absolut gesellschaftsfähig. Wir erleben das jeden Tag und die Anfragen reißen nicht ab, vor allem nach Hüten, die nicht von der Stange sind. Da spielt der Wunsch nach Individualität in der heutigen Gesellschaft eine große Rolle. Aber auch die Themen Nachhaltigkeit, Lokalität und Handwerk haben wieder an Bedeutung gewonnen.

 

Kann man sagen: „Zeig mir deinen Hut und ich sag‘ dir wer du bist“?

Patrick: Unsere Kunden sind tatsächlich sehr verschieden. Sie bilden einen Querschnitt der Gesellschaft und kommen aus den unterschiedlichsten Berufen. Was alle vereint ist, dass sie den Wert eines individuell gefertigten Hutes schätzen. Im eigenen Hut kann jeder seine Persönlichkeit ausdrücken und so erfährt man umgekehrt durch den Hut vieles über die Persönlichkeit des Trägers oder der Trägerin. 

 

Wie seid ihr auf den Hut gekommen?

Gabriel: Patrick und ich haben uns 2014 kennengelernt und wurden über die Jahre gute Freunde. Patrick hat damals noch in Düsseldorf gewohnt und dort Eishockey gespielt, ich war in der Gastronomie tätig. Hüte fand ich schon immer richtig cool. Ich habe lange nach dem perfekten Hut für mich gesucht, aber keinen gefunden. Entweder sie haben mir nicht gefallen, waren zu unspektakulär oder haben einfach nicht gepasst. Irgendwann bin ich dann auf einen Hutmacher in Wien gestoßen. Auf einem Wochenend-Workshop durfte ich dort an meinen ersten eigenen Hut mitarbeiten. Das hat mein Leben verändert. Ich habe Patrick davon erzählt und wir waren beide Feuer und Flamme.

Patrick: Wir haben uns dann erst mal jeder für sich mit der Hutmacherei beschäftigt, haben Workshops besucht, nicht nur zu Hüten, sondern beispielsweise auch erst einmal, wie man richtig näht. Außerdem sind wir viel gereist und lernten unterschiedliche Hutmacher und deren ganz eigene Handschrift kennen. Schließlich haben wir viele Dinge ausprobiert und aus Erfahrung gelernt. Nach rund eineinhalb Jahren eröffneten wir dann gemeinsam unseren Hut-Laden in München.

 

Was ist das Besondere an Euren Hüten? Wie weit geht ihr bei der Hut-Gestaltung mit aktuellen Trends?

Gabriel: Wir orientieren uns nicht in erster Linie an Trends. Für uns spielt unsere eigene Kreativität eine wichtige Rolle. Bei uns gibt es wenig schlichte Hüte, eher extravagante, sehr besondere. Unsere Hüte sind zu 100 Prozent auf den jeweiligen Kunden, die jeweilige Kundin zugeschnitten. Wir vermessen dafür nicht nur den Kopfumfang, sondern die gesamte Kopfform. Das ist sehr wichtig, damit der Hut am Ende auch optisch perfekt zum Kopf des Trägers, der Trägerin passt. Hüte von der Stange haben Standardformen – bei uns sieht jeder Hut von der Form der Krone bis hin zum Innenfutter anders aus und ist ein Einzelstück. Grundsätzlich sind unsere Hüte aus hochwertigem Haarfilz oder Stroh. Neben der Form können dann die Bänder, Stickereien oder sogar die Farbe der Naht selbst gewählt werden. Den Materialen sind dabei keine Grenzen gesetzt. Und auch kleine persönliche Schmuckstücke der Kunden arbeiten wir ein.

 

Genau wie die Platzl-Betriebe legt ihr großen Wert auf handwerkliche Qualität und Authentizität, wie zeigt sich das in euren Kreationen?

Patrick: Wir arbeiten ausschließlich mit sehr hochwertigen Materialien. Das sieht man dem Hut schon von der Ferne an. Selbst jemand, der sich mit Hüten nicht auskennt und noch nie einen getragen hat, erkennt den Unterschied zwischen einem Hut von uns aus hochwertigem Haarfilz und einem von der Stange aus herkömmlichem Baumwollfilz.

Die Authentizität zeigt sich oft beim genauen Hinsehen. Bei den meisten Hüten sind es die kleinen, feinen Details, die sie ganz besonders machen, wie z.B. die drei kleinen Striche auf dem Hut eines Vaters, die für seine drei Kinder stehen.

 

Was erwartet ihr von der Präsentation eurer Hüte im Platzl Hotel? Wieso passen wir so gut zusammen?

Patrick: Über die örtliche Nähe hinaus gibt es viele Parallelen im Produkt und in den Werten. Auch das Platzl Hotel und die angeschlossene Gastronomie punktet mit einem hochwertigen Produkt und einer gewissen Detailverliebtheit. Wie bei uns sind es auch bei euch oftmals die Kleinigkeiten, die eventuell nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, aber beim genaueren Hinsehen doch den Unterschied machen. In den Platzl-Betrieben werden Materialen und Designelemente sorgfältig und mit Bedacht gewählt.

Gabriel: Wir wünschen uns, dass unsere Hüte auch schon mal für Gesprächsstoff an der Bar sorgen. Bestenfalls sind die Gäste so interessiert, dass Sie uns einfach mal nebenan besuchen und wir sie mit unserem Handwerk begeistern können.

 

Ist das Münchner Platzl für euch ein echter „Hut-Spot“? Wie seid ihr auf den Laden in der Platzlgassen gekommen?

Patrick: Ja definitiv, wir sind damals zufällig bei der Suche auf diesen Laden gestoßen und fanden ihn direkt perfekt. Die zentrale Lage ist optimal und die Verortung in den Platzlgassen genauso besonders wie unser Laden.

Die Platzlgassen haben vor allem eine besondere Bedeutung: Es ist ein außergewöhnlicher Fleck Münchens mit Geschichte und einer Vergangenheit, die von handwerklichem Können geprägt ist. Wir sind sehr stolz, unsere Tradition an einem Ort weiterzuführen, an dem damals viele Handwerker angesiedelt waren.

 

Wie viele Hüte produziert ihr bei euch im Laden, wie läuft eine Bestellung bei Euch ab und wie lange dauert die Herstellung?

Patrick: Je nach Aufwand pro Hut können wir zu zweit in der Woche bis zu acht Hüte produzieren. Das variiert selbstverständlich auch mal. Die Hutmacherei ist ein Handwerk mit vielen individuellen Anfertigungen und Anforderungen.

Gabriel: Unsere Kundinnen und Kunden machen bei uns zunächst einen Termin, bei dem wir alle Wünsche genau besprechen und den Kopf detailliert vermessen. Das dauert rund eine Stunde. Dabei ist es uns sehr wichtig, auch etwas über den Menschen selbst zu erfahren. So können wir – da sehe ich uns auch als Künstler – die Persönlichkeiten in die Kreation übertragen. So macht es umso mehr Spaß, die Ideen der künftigen Besitzer umzusetzen. Der Hut selbst hat dann zwei längere Trocknungsphasen, zusammengerechnet dauert es rund drei Tage, bis ein Hut fertiggestellt wird. Mit Vorlaufzeit können wir aktuell nach ungefähr sechs Wochen den Hut an seinen Käufer, seine Käuferin übergeben.

 

Und wann wird Deine Dackelhündin Heidi ihren ersten Hut bekommen?

Gabriel: Aktuell ist sie ja noch sehr klein, den gibt es dann, wenn Sie ausgewachsen ist. ;-)

 

Der Laden ist in unmittelbarer Nähe zum PLATZL HOTEL in den Platzlgassen zu finden. 
Am Platzl 2 | 80331 München